08.07.2012

Die Eltern und ihr Sohn

Sie riefen seinen Namen im Garten. Er war einer schwebenden Daune gefolgt bis ans Ende des Dorfes.
Sie zeigten ihm die Fische im Wasser. Er sah nur das Fließen des Flusses und wusste doch nichts vom Meer.
Sie fanden ihn im Regen. Er sagte, er habe die Tropfen bis Tausend gezählt.
Sie kauften ihm ein Paar Schuhe. Er bewahrte sie in der Schachtel auf wie einen Schatz, bis sie ihm zu klein geworden waren.
Sie warteten vor dem Haus auf ihn. Er saß noch am Fenster und schaute hinaus auf die Wiese, wo am Morgen zuvor ein Hase gesessen hatte.
Sie putzten einen Apfel blank und reichten ihn ihm. Er hielt ihn in Händen und biss nicht hinein.
Sie betrachteten das Blatt, über dem er schon Stunden saß mit einem Stift in der Hand. Er hatte nichts gemalt.
Sie wünschten sich ein Lied von ihm. Er sang nur einen Ton, bis er keine Luft mehr bekam.
Sie hörten ihn weinen. Er hatte vergessen, warum er traurig war.
Sie wandten sich nach ihm um auf dem Weg durch den Wald. Er stand im Laub bis zu den Knien und schlief.
Sie steckten eine Kerze an am ersten Winterabend. Er hockte noch davor, als sie erlosch.
Sie zogen ihm die Decke über die kleinen Schultern in der Nacht. Er sah sie aus weiten Augen an.
Ihr Sohn, sagten die Eltern, vergesse die Zeit.
Tatsächlich aber war es umgekehrt.