29.03.2012


Sie holzten den Wald ab.
Einen Rest ließen sie stehen,
für die Not.
Die Not aber war
der fehlende Wald.

28.03.2012

Das Haus ist schön,
schön wie ein Haus.

22.03.2012

Vater liebt Mutter.
Mutter liebt Knochen.

21.03.2012

»We are what we pretend to be, so we must be careful what we pretend to be.«

(Kurt Vonnegut)

18.03.2012

Der eine geriet vor, der andere hinter die Hunde. Nur die Hunde wussten, wem es besser erging.
Man kann sogar ein Lump sein und doch die Witterung für das, was Ehre ist, nicht einbüßen.

(Fjodor M. Dostojewski)

16.03.2012

Sie sei enttäuscht von diesem Hund, sagte sie. Er sei zu unabhängig.

Frühling

Die Sonne versteckt sich halb hinter dem Postgebäude, lasziv in gewisser Weise. Sie schaut mich an und sagt: »Weißt du noch, wie ich dich verlassen habe, letzten Herbst? Ich werde es wieder tun.«
Der Geist ist willig, das Fleisch ist abgelaufen.
»Wir sollten uns schämen, so zu reden, als wüssten wir, wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden.«

(Raymund Carver)
Heute hat Gott bei mir übernachtet.

14.03.2012

Sie fragen »Was steht uns bevor?«,
als wäre das ein Schrank,
ein dicker Mann,
ein falsch geparktes Auto.

»Traum: Urlaub in Marokko, und mir fallen der Reihe nach die Goldzähne aus.«

 (Wolfgang Herrndorf)

09.03.2012

»Ich fotografiere, um herauszufinden, wie etwas aussieht, wenn es fotografiert wurde.«

(Garry Winogrand)

Mädchen, Haus

Ein Mädchen malte, malte ein Haus. Ein Haus, in dem das Mädchen wohnte oder wohnen wollte, in dem die Großeltern wohnen sollten, nicht in der engen Wohnung, die, es wusste nicht warum, roch zum Davonlaufen von den geliebten Großeltern.

Es malte einen Baum mit Kirschen, eine Bank darunter, mit dem Großvater darauf, daß er den Hund streicheln konnte, den es treu neben ihn hinmalte. Die Sonne schien, von ihm gemalt, dem Hund und dem Großvater ins Herz und allen, die es noch malte auf das Bild, das kunterbunt wurde und sehr schön. Ein Teich, ein Weg vom Haus zu seinen Freunden, Blumen vor allem, es überlud es fast.

Dann nahm es einen schwarzen Stift und schwärzte alles, den Großvater, den Hund bei ihm, den Baum schwarz, die Bank, das Haus, den Weg, alles, die Sonne, alles. Alles war schwarz, und das Mädchen sagte: Nun ist es Nacht.

Und es blieb Nacht für immer auf dem Bild, das längst verbrannt.
»Nichts Schöneres unter der Sonne, als unter der Sonne zu sein.«

(Ingeborg Bachmann)

07.03.2012

Der Tag war so lang
wie eine kleine Giraffe ohne Hals.
Antoninus: »Are you afraid to die, Spartacus?«

Spartacus: »No more than I was to be born.«

05.03.2012

William Blake:
Nobody? Em, shouldn’t you be with your own tribe or something?

Nobody:
My blood is mixed. My mother was Ungampe Pakani. My father is Absoluka. This mixture was not respected. As a small boy, I was often left to myself. So I spent many months stalking the old people – to prove I would soon become a good hunter.
One day finally, my arch relatives took pity on me, and a young elk gave his life to me. With only my knife I took his life. As I was preparing to cut the meat, white men came upon me. They were English soldiers. I covered with my knife. But they hit me onto the head with a rifle.
All went black. My spirit seemed to leave me.
I was then taken East – in a cage. I was taken to Toronto, then Philadelphia, and then to New York. And each time I arrived in another city, somehow the white men had moved. All their people – they were ahead of me! Each new city contained the same white people as the last. And I could not understand how a whole city of people could be moved so quickly.
Eventually, I was taken on a ship. I crossed the Great Sea over to England. I was paraded before them like a captured animal, an exhibit. And so I mimiced them, immitating their ways – hoping that they might lose interest in this young savage. But their interest only grew.
I was copying them. So they placed me into the white man’s schools. It was there that I discovered in a book the words that you, William Blake, had written. They are powerful words, and they spoke to me.
Then I made careful plans, and I eventually escaped. Once again, I crossed the Great Ocean. I saw many sad things as I made my way back to the lands of my people.
Once they realized who I was, the stories of my adventures angered them! They called me a liar! Exebeche – »He who talks loud saying nothing«! They ridiculed me, my own people!
I was left to wander the earth alone. I am Nobody.

(Jim Jarmusch, »Dead Man«)
»One can find so many pains when the rain is falling.«

 (John Steinbeck)

Er war nun schon so oft mit dem Kälberstrick über den Hof gegangen und hatte, ohne sich umzudrehen, der am Küchenfenster stehenden Familie zugerufen, jetzt werde er sich aber wirklich aufhängen, es dann aber dann doch nicht getan, sondern nur schluchzend im Schuppen gesessen, Mehlstaub einatmend, der in der Luft tanzte, als gäbe es etwas zu feiern – so oft, dass er den Kälberstrick lieb gewonnen hatte, lieb wie ein Kuscheltier, das ihm stummen Trost spendete. Nach etwa einer halben Stunde ging er zurück ins Haus, wo seine Suppe noch stand, kalt inzwischen, aber der Hunger, dachte er, treibt's rein.

02.03.2012

Sie sah, wie sich die Schüssel dort draußen im Hof von ganz allein mit Wasser füllte. Sie könnte, dachte sie dann, auch mit wenig zurecht kommen.
Er: »Ja.«
Sie: »Was?«

01.03.2012

Das Frau in der Ebene. Der Wind, der sie peitscht, kennt ihren Namen nicht, denkt sie. Aber kennt sie denn seinen?