29.02.2012

»Und er nahm eine Scherbe und schabte sich und saß in der Asche.«

(Hiob 2,8)

Der Optimismus des Möglichkeitslosen

»Vielleicht«, dachte er beim Aufstehen, »finde ich heute eine... Sache, ... die ich... benutzen kann.« Und bevor er sich wieder hinlegte: »Oder zwei. Das wäre... schön.«

28.02.2012

Ich verstoße den Kontinent.
Wenn ich schon wiedergeboren werden muss als einer von euch, dann lasst mich vorher wenigstens ein Weile lang tot sein.

26.02.2012

»Sylvia war ruhig und klar. Sie war von der immensen Geduld des Wahnsinns erfüllt.«

(James Salter)

Dürrezeit

»Von da«, dachte er, als er den Himmel lange genug betrachtet hatte, »kann das Wasser also auch nicht kommen. Es muss von woanders kommen.« Dann legte er sich hin und wartete, auf alles, nur nicht mehr auf Regen.
Immerhin und zurück.

25.02.2012

Er war als Mensch genauso, wie er grüßte, wenn er nicht grüßte.
Sie wetteten, wer als Erster von der Polizei verhaftet werden würde. Der, der einfach nur da stand und nichts tat, gewann.
»Wenn nicht«, sagte er, schnappend wie ein Karpfen, »dann sterbe ich eben.«

Mike the Headless Chicken

Am Montag, dem 10. September 1945, enthauptete der Farmer Lloyd Olsen aus Fruita, Colorado einen fünfeinhalb Monate alten Hahn, da er am Wochenende seine Schwiegermutter zum Essen erwartete. Da die Axt, die er verwendete, zu klein war, verfehlte er die Halsschlagader. Ein Ohr und der Großteil des Stammhirns blieben ebenfalls intakt, weshalb Mike (so der Name des Hahns) nicht starb.

Die erste Nacht nach der Enthauptung verbrachte der Hahn mit dem Hals unter dem Flügel. Olsen beschloss daraufhin, Mike zu verschonen. Da das Stammhirn, das die lebenswichtigen Funktionen des Organismus steuert, noch vollständig war, konnte der Hahn noch unsicher laufen und sich auf einer Stange halten. Er versuchte ebenfalls sich zu putzen und zu krähen, obwohl kein Ton aus ihm herausdrang.

Olsen fütterte ihn mit einer Mischung aus Milch und Wasser, die er mit einer Pipette direkt in die Speiseröhre tropfte. Wenn der Hahn an seinem eigenen Schleim zu ersticken drohte, wurde der Hals von den Olsens mit einer kleinen Spritze gereinigt. In den eineinhalb Jahren, in denen er ohne Kopf lebte, nahm er etwa drei Kilo zu. Zuletzt wog der Hahn beinahe vier Kilogramm.

Nachdem sich die Neuigkeit herumgesprochen hatte, wurde Mike neben anderen Kuriositäten, wie einem zweiköpfigen Kalb, als Zirkusattraktion präsentiert. Er wurde für Dutzende Magazine und Zeitungen fotografiert. Mike konnte für 25 Cent besichtigt werden. In Spitzenzeiten verdienten die Olsens monatlich 4.500 US-$ (heute umgerechnet 50.000 $) mit dem Tier. Sein Wert wurde auf 10.000 $ geschätzt. Der überraschende Erfolg verleitete eine ganze Reihe von Landwirten dazu, ihre Hähne zu köpfen, um die gleiche Attraktion zu erschaffen. Keines der Tiere überlebte allerdings länger als ein oder zwei Tage.

Im März 1947 begann Mike mitten in der Nacht in einem Motel in Phoenix plötzlich zu würgen. Die Olsens hatten auf der Heimreise nach einer Tour vergessen, den Schleim aus Mikes Hals zu entfernen, sodass der Hahn erstickte.

Der Onkel meines Onkels meines Onkels meines Onkels meines Onkels.
Der Jäger schläft auf seinem Hochsitz. Er träumt: Wenn er das Herz des Rehs trifft, erklingen Geigen. Wie schön für das Reh, träumt er. So schön wie im Traum.
Hinter der Sonne: ein Licht!
Drei Pferde, die vor dir stehen, sind mehr als tausend Pferde, die nicht vor dir stehen.
»Why is it so difficult to assemble those things that really matter in life and to dwell among them only? I am referring to certain landscapes, persons, beasts, books, rooms, meteorological conditions, fruits.« 

(James Salter)

23.02.2012

Zähle ruhig weiter die Sterne, bis du eines Tages weißt, wie viele es sind, und wir endlich alle nach Hause gehen können, denn es gibt ja nichts Traurigeres als einen Mann, der auf dem Rücken liegt und Sterne zählt.

21.02.2012

»Nur sehr wenige Dinge ereignen sich zur rechten Zeit, und alles Übrige ereignet sich überhaupt nicht.« 

(Herodot)

20.02.2012

»Ein Mann, der die Wahrheit spricht, braucht ein schnelles Pferd.«

(Konfuzius)

»Es ist eine Welt, gegen die Welt zu halten.«

(Uwe Johnson)

19.02.2012

Das Licht des Autos, durch das Doppelfenster, den Staub, den Rauch, seinen stinkenden Atem, die stinkende Leere – das Licht wird, denkt er, gelbe Dunkelheit.
Gstorbm.
Außerhalb eines Tages.
Und die Leute begannen, den Frühling anzuschreien. Auf dem Sims traf ich eine Taube. Es gehe ihr nicht gut, sagte sie.

18.02.2012

Zu spät ist immer noch zu früh.

17.02.2012

»It's cold outside / Oh, how I've tried / to keep on loving you.«

(Jackson C. Frank)

Ich sieze dich.
»A crow thieves; a fox cheats; a weasel outwits; a man diddles. To diddle is his destiny.«

 (Edgar Allan Poe)

16.02.2012

Sie war die Frau, die sagte »Es stinkt« – wenn doch jeder schon bemerkt hatte, dass es stank. Sie war die Frau, die alles noch schlimmer machte, selbst wenn es brannte.

14.02.2012

Gott ist meine Busenfreundin.

13.02.2012

Sie versprach ihm das Schwarze vom Himmel.
»One of the few good things about modern times: If you die horribly on television, you will not have died in vain. You will have entertained us.«

 (Kurt Vonnegut)

11.02.2012

Wenn sie jetzt stürbe, drohte das Kind, würde die Mutter nie, nie wieder ein Bild von ihm bekommen.

10.02.2012

Die Masse war nun so lang allein gewesen, dass sie anfing, mit sich selbst zu sprechen.
»Your heart’s desire is to be told some mystery. The mystery is that there is no mystery.«

 (Cormac McCarthy)
Teufelsberg und Gottes Beitrag.

08.02.2012

Ein Versager im Falschmachen.

06.02.2012

»Wer sich traut, reißt die Kälte vom Pferd.«

(Alexander Kluge)
»Die Kälte ist angenehm, wenn man sich wärmen kann.«

 (Blaise Pascal)
Nicht traurig
und auch nicht wahr.
Sind wir schon müde?
Wir sind nichts, das aber sehr.

05.02.2012

»Manch einer ist in seiner Erbitterung härter denn ein Stein, sein Herz aber ist voll von gärenden Träumen.«

 (Fjodor M. Dostojewskij)
So kalt, dass das blaue Licht warm ist.
So krank, dass das Gehirn sich selber schmeckt.

Verniemandung

Behördenpost: »Ihr Name wird anschließend vernichtet.«