30.09.2010

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»There's nothing that makes you so aware of the improvisation of human existence as a song unfinished. Or an old address book.«

(Carson McCullers)

26.09.2010

Kanada

Du Arschloch
im Wald
willst nur angeln.

Kommt ein Bär
viel größer
als du
Arschloch.

Haut dich um
frisst dein Bein
dein Ei.

Macht dann
ein Schläfchen.

Was machst du
Arschloch?

Dein Bein
vermissen?
Dein Ei
vor allem?

Blute
Scheiße
deinen letzten Kringel.

Dann wecke
den Bär
Arschloch.

17.09.2010

Der Beweis

Wenn ein Mensch im Traum das Paradies durchwandelte, und man schenkte ihm eine Blume zum Beweis, dass er dort gewesen, und beim Aufwachen hielte er die Blume in der Hand... was dann?

(S.T. Coleridge)

14.09.2010

Bilanz

Ich fing an
mit nichts
und immer noch
habe ich
eine Menge
davon übrig.
So möchte ich werden:
unwichtig wie die Südsee
genügsam wie Pinguine im Packeis
gleichgültig wie einer
der auf Sieg setzt.

(Wolf Wondratschek)

07.09.2010

It might not be a lot
but I feel like I'm making the most.

02.09.2010

Von den Gleichnissen

Viele beklagen sich, dass die Worte der Weisen immer wieder nur Gleichnisse seien, aber unverwendbar im täglichen Leben, und nur dieses allein haben wir. Wenn der Weise sagt: Gehe hinüber, so meint er nicht, dass man auf die andere Seite hinübergehen solle, was man immerhin noch leisten könnte, wenn das Ergebnis des Weges wert wäre, sondern er meint irgendein sagenhaftes Drüben, etwas, das wir nicht kennen, das auch von ihm nicht näher zu bezeichnen ist und das uns also hier gar nichts helfen kann. Alle diese Gleichnisse wollen eigentlich nur sagen, dass das Unfassbare unfassbar ist, und das haben wir gewusst. Aber das, womit wir uns jeden Tag abmühen, sind andere Dinge.

Darauf sagte einer: Warum wehrt ihr euch? Würdet ihr den Gleichnissen folgen, dann wäret ihr selbst Gleichnisse geworden und damit schon der täglichen Mühe frei.

Ein anderer sagte: Ich wette, dass auch das ein Gleichnis ist.

Der erste sagte: Du hast gewonnen.

Der zweite sagte: Aber leider nur im Gleichnis.

Der erste sagte: Nein, in Wirklichkeit; im Gleichnis hast du verloren.


(Franz Kafka)

01.09.2010

Selbschtmord

als Anfang vom Ende
als Ausrede
als Kompliment
als Chance
als Bekenntnis
als Verrat
als Weisheit letzter Schluss
als Stunt
als Huldigung
als Reifeprüfung
als Probe aufs Exempel
als Ausflug
als Ritual
als Integration
als Antrag
als Belehrung
als Happy End
als Heimkehr
als Buch mit sieben Siegeln
als Sonderangebot
als Triumph
als Verzicht
als Meinung
als Aufgabe
als Stilmittel
als Witz
als Betrug
als Entschlackung
als berufliche Veränderung
als Interpretation
als Projekt
als Feuertaufe
als Wiedergeburt
als Ende vom Anfang
als Selbschtmord

Der Mann und die Frau

Ich kam mit einem Mann in das Haus, das diesem Mann gehörte. Der Mann hatte die Tür geöffnet, mich dann hineingebeten. Dort stand ich und betrachtete Bücher in einem Schrank. Der Mann hatte sich entfernt und war verschwunden in den Zimmern des Hauses, in dem ich niemals zuvor gewesen war. Ich hörte ihn lärmen.

Ich kannte ihn kurz, ich hatte ihn eben auf dem Weg zum dritten Mal getroffen. Er war mir nicht sympathisch. Er war ein mir nicht sympathischer Mann. Ich war nun in einem mir nicht sympathischen Zimmer.

Es öffnete sich die Tür des Zimmers nebenan, und eine Frau trat heraus. Schon kam der Mann herbei und begrüßte die Frau, er berührte die Frau. Die Frau und ich machten einander bekannt. Der Mann erzählte mir eine Geschichte über sich und die Frau. Die Frau lachte. Der Mann lärmte. Die ganze Zeit berührte er die Frau. Die Frau lachte.

Später, ohne dass ich noch weiß, was genau bis dahin geschah, aber mich doch erinnere, dass sie noch einige Male lachte, bat die Frau den Mann, ihr etwas aus dem Laden zu holen. Der Mann lachte und ging fort. Die Frau erzählte mir eine Geschichte über sich und den Mann und lachte, bis sie sah, dass ich sah, dass sie lachte. Einen Moment standen wir stumm. Ich betrachtete Bücher in einem Schrank.

Dann läutete das Telefon. Die Frau ging in das Zimmer, in dem das Telefon stand. Ich beobachtete noch immer Bücher in einem Schrank. Und ich vergaß, mir zu merken, wieviel Zeit verging.

Etwas verging.

Soviel weiß ich doch, dass etwas verging, bis ich die Frau ganz leis weinen hörte. Sie sprach noch immer am Telefon und weinte leis dabei. Wie sie weinte, das klang wie ein Lied in meinen Ohren. Schon damals dachte ich, wie sie weint, das klingt wie ein Lied, dachte, ich finde das Lied sehr schön. Und ich vergaß wieder, mir zu merken, wieviel Zeit verging.

Da kam der Mann von draußen rein. Er kam auf mich zu, und gleich darauf hörten wir, dass die Frau auflegte. Nun hörte auch der Mann die Frau leis weinen. Er blickte. Ich sah den Mann sich anspannen, sah, wie sein Gesicht zu beben begann. Er blickte und ich hörte, dass auch er zu weinen anfing. Ging er dann hinüber zu ihr? Ich weiß nicht mehr und weiß doch noch: Ich beobachtete Bücher in einem Schrank.

Ich war in einem mir nicht sympathischen Zimmer. Der Mann und die Frau. Beide weinten leis, weinten leis und weinten und hörten dann nicht wieder auf.