28.04.2012

Erich

Erich hat ein Haus im Dorf.
Erich hat keine Frau, aber Krebs.
Hat Erich Angst?
Erich raucht weiter.
Das, sagt Erich, können die Professoren
ihm nicht auch noch verbieten.

27.04.2012

Müde genug, um verzeihen zu können.
»The hell with love anyway, and with every other phony, time-wasting, half-assed emotion in the world.«

(Richard Yates)

26.04.2012

Und wieder von vorn

Der Sommer: So dumm wie der Schläger, der eine Wand hasst.
Der Herbst: So müde wie das Bett, in dem zuviel geschlafen wurde.
Der Winter: So gleichgültig wie das seit drei Tagen tote Reh im Graben.
Der Frühling: So lächerlich wie der Frühling.

25.04.2012

Der Du-Du-Du-immer-nur-Du-Erzähler.
Kein Mensch ist kein Mensch.

24.04.2012

»Er zündete bei Tage ein Licht an und sagte: Ich suche einen Menschen.«

(Diogenes)
Und dann wurde die Frau sehr eifersüchtig, als sie erfuhr, dass ihr Mann sich selbst noch mehr hasste als sie.

23.04.2012

»Ein weiser Mensch sieht aus wie ein neugeborenes Kalb.«

(Kwang Tze)

Werner

Schließlich heiratete sie ihn, den versoffenen Bauern, der seine Rinder trat und halb verhungern ließ, weil sie Liebe mit Angst verwechselt hatte. Woher sollte sie es auch besser wissen?
»Now I fold you down, my drunkard, my navigator,
My first lost keeper, to love and look at later.«

(Anne Sexton)

20.04.2012

Was suchst du im Laub?
Die Blätter des Sommers, in dem ich unglücklich wurde.

Und plötzlich, als wäre da etwas anderes in seinem Blick gewesen als Dummheit, entschuldigt sich der Angler beim Fisch, setzt sich ins Gras der Böschung und weint.

19.04.2012

»Schreiben war gut. Besser als die Gemeinschaft mit Menschen war, über sie zu schreiben, und dann nicht an ihnen haften zu bleiben, sondern weiterzuhüpfen wie die Kugel im Roulettekessel.«

(Jörg Fauser)

17.04.2012

Und wie ein Dieb, dessen Sohn zum Mörder geworden war, schaute der Teufel auf die Welt.

Ein Vogel

Sie starrten ihn an wie einen Vogel, der doch längst wieder in den Norden geflogen sein müsste. Was wollte er noch hier, um diese Zeit? Er wusste es nicht. Und auch nicht, was das überhaupt war: der Norden.

16.04.2012

Aus den Akten

»Einer der Mörder«, weiß der Enkel nun, »entkam der Dorfpolizei schwimmend, genau an der Stelle des Flusses, an der ich, vierzig Jahre später, mit einer selbstgebauten Angel nie auch nur einen einzigen Fisch fing.«
»It was easy not to think of my future; I didn't have one.«

 (James Ellroy)

15.04.2012

Ketchel did not wake up for many minutes and some of his teeth were knocked out by the blow, some imbedded in Johnson's glove.
»Da stand dieser Mensch mit einer Handvoll Kirschen. Er schritt vom Baum zum Abfalleimer. Dann nahm er sehr gute, reife Kirschen, holte mit den Händen die Kerne heraus (wie bei einer Geburt) und warf sie in die eiserne Urne. Dabei waren seine Hände wie blutig, und er tat es mit Gesten wie von Propheten. Es bedeutete, dass er etwas pflanzte, was nicht wachsen sollte, das heißt, er vermittelte den Eindruck, etwas zu pflanzen, aber intuitiv tat er es so, dass nichts daraus wachsen konnte.«

(Boris Mikhailov)
Die Leine ist über die Gleise gespannt. Sicher, der Zug wird nicht kommen. Aber auch niemand, der die Wäsche abnimmt.

13.04.2012

»Sleep!
There is hunting in heaven –
Sleep safe till tomorrow.«

(William Carlos Williams)

Ich möchte aufhören wie ein Film.

12.04.2012

Jeanne:
»Ich habe noch nie gesehen, dass jemand einen Fisch so tötet wie Sie.«
Sartet:
»Sie haben vieles noch nicht gesehen.«

(»Der Clan der Sizilianer«)
Der Tieresbeweis.
»eine wiesen blum, die man nicht wieder find't«

(Andreas Gryphius)
Der Schatten warf keinen Menschen.

11.04.2012

»Mein Haus soll ein Haus ohne Musik sein.«

(Peter Handke)

10.04.2012

Ich kann ja einfach mal erzählen, wie es war. Aus meiner Sicht. Der Sicht eines Blinden, der nichts zu erzählen hat.
»I'm sorry that I didn't build you a stronger ship.«

 (Thomas Andrews)

09.04.2012

Zu dumm, um glücklich zu sein.
Sie ließ ihr Sterbebett in die Küche schieben, damit auch jeder wusste, dass sie nichts mehr aß.

06.04.2012

Weißenfels

»Da, in dem alten Lokschuppen«, sagte der Aussteiger, »da will ich schlafen und mich, wenn es Herbst wird, wärmen am Sterben der Stadt drum herum. Und jetzt bring mir etwas zu trinken, mein Junge. Hier, hier hast du Geld. Na, geh. Geh.«

05.04.2012

»Ich glaube nicht allein nicht an die Existenz eines Gottes in, über oder jenseits dieser Welt, ich glaube nicht an diese Welt. Das verstehen Sie nicht? Ja, sehen Sie, ich Ihren Quark ja auch nicht.«

(Wolfgang Herrndorf)
Durst auf Durst.
»Nach einer kurzen Pause, während der Willie 27 Postkarten schrieb, nahmen wir unseren Weg wieder auf.«

(Tagebucheintrag eines Freundes von W. Reginald Bray während einer Radtour in Derbyshire und North Wales im Frühjahr 1905)

04.04.2012

Ein Traum von einer Pfütze.

Monte Leone

Der Berg ist so schwer –
dass er sich selbst schmerzt –
dass er gar nichts spürt –
dass er ein Berg ist –
Der Berg ist so schwer.