29.08.2010

»Beware gentle knight. There is no greater monster than reason.«

(Cormac McCarthy)

25.08.2010

»There is no God and we are his prophets.«

(Cormac McCarthy)

20.08.2010

Beinah undurchsichtig.

09.08.2010

»Nur Vergessen ist Rache und Verzeihung zugleich.«

(Jorge Luis Borges)

08.08.2010

Berufsziel

Den Oscar gewinnen
für die beste Darstellung
eines Mannes,
der Angst hat,
den Löffel abzugeben.

Was jetzt nicht geschieht

Jetzt sitzt eine Frau auf einem Balkon und liest. Neben ihr liegt eine Dogge und schläft. Über ihr ist ein Schirm gespannt. Die Häuser um sie herum sind ganz betrunken vom Licht! In ihnen sind die Leute, die Straßen sind leer. Es ist still bis hinein in den Hof und die Ohren der Leute.

Der Bericht ist interessant und hypnotisiert die Frau. Die Stange des Schirms glüht. Der Bericht ist interessant und hypnotisiert die Frau. Am Himmel verdurstet ein Rabe.

Jetzt wird es der Frau zu anstrengend, die Zeitung zu halten. Sie zuckt, dass die Zeitung raschelt, dass die Dogge plötzlich aufschreckt, den Kopf hochreißt, sich aufrafft wie panisch, den fetten Körper auf die Mauer zieht. Jetzt reißt sie sich an den Pranken selbst darüber, wuchtet sich in die stille Luft. Es sieht so aus, als ob sie fliegt, dass die Frau den Mund aufreißt und die Dogge fliegen sieht, als wenn sie Stunden fliegt.

Es ist still bis hinein in den Hof und die Ohren der Leute. Die Häuser um sie herum sind so betrunken vom Licht! In ihnen sind die Leute. Die Straßen sind leer, als die Dogge am Boden zerplatzt.

Jetzt geht die Frau hinein und ruft einen Bekannten an. Sie sieht nicht, dass jetzt eine Katze kommt und die Dogge angreift, die im Sterben liegt.

07.08.2010

»Where does discontent start? You are warm enough, but you shiver. You are fed, yet hunger gnaws you. You have been loved, but your yearning wanders in new fields. And to prod all these there's time, the Bastard Time.«

(John Steineck)
Das Leben ist ein langer, gelber Fluss.

06.08.2010

Ein Punktspiel

Der Vater berichtete von einem Punktspiel, das er gesehen hatte. Der Sohn hörte ihm zu, in der Küche stand die Mutter und spülte. Der Vater sprach in groben Bildern, dem Sohn war flau und die Mutter bei den Tellern.

Dann wurde der Vater genauer im Sagen, schon schob er Tassen umeinander. Zwei Spieler seien nach dem Ball gerannt, aus zwei Richtungen, einer mit dem Vorsprung von zwei Metern. So sei er eher an den Ball gekommen und habe sich gedreht. Da sei der andere in ihn hineingekracht, so der Vater, und er stieß die Tassen aneinander. Der Sohn schaute.

Die Spieler seien dann umgefallen. Der eine sei aufgesprungen und weitergerannt, der andere aber sei auf dem Rasen liegengeblieben, und man habe sofort sehen können, daß sein Unterschenkel zur Seite vom Knie abgeknickt gewesen sei. Die übrigen seien zu ihm gelaufen und hätten die Hände vors Gesicht geschlagen. Der Spieler selbst habe geschrieen wie ein Tier, so der Vater. Er sei vom Platz getragen worden. Der Schiedsrichter habe das Spiel fortsetzen lassen.

»Aber die konnten dann gar nicht mehr gut spielen«, sagte die Mutter.

04.08.2010

Sonnenuntergang

Im Herbst, im Park, auf einer Lichtung spielte der Vater mit seinem Sohn Fangen. Der Vater drehte sich in einer Mitte, und der Sohn lief um ihn herum, ein Planet, der geborgen um die Sonne kreiste.

Der Vater strahlte. Ab und an sprang er einen Schritt zum Sohn hin. Dann schrie der Sohn vor Schreck und Glück, und fast zerbarst er. Aber immer blieb er auf der Kreisbahn, legte Kilometer so zurück. Und kilometerweit verfolgte ihn der Vater mit den Augen.

Es wurde dunkler im Park, auf der Lichtung und auf den Wegen nach Hause. Der Sohn und die Augen des Vaters wurden langsam und blieben stehen. Nun drang Atem weiß aus der kleinen Lunge.

Sie blickten einander an. Dann ging der Sohn halb in die Hocke und klatschte. Das entzückte den Vater. Er hüpfte hoch, dann lief er los. Der Sohn öffnete die Ärmchen weit. Der Vater rannte.

Im bald tiefsten Dunkel sah man kaum noch, wie er sich in den Sohn warf und ihn unter sich begrub.

Epitaph

An old willow with hollow branches
slowly swayed his few high gright tendrils
and sang:

Love is a young green willow
shimmering at the bare wood's edge.

(William Carlos Williams)

03.08.2010

Der allwissende Hund

Wenn dies meine letzte Geschichte wäre, ich würde sie aus der Sicht eines Hundes erzählen.

Doch wie könnte ich rechtfertigen, dass ich die Sicht eines Hundes wähle: Kein Hund hat Lust, Geschichten niederzuschreiben. Selbst wenn, der Hund könnte es nicht, er ist ein Idiot. Man denke ihn sich: Wie sollte er den Griffel halten! Wie sollte man selbst aushalten: Den Hund Buchstaben malen zu sehen! Wie er dabei die Zunge wie einen Zipfel herausstreckt!

Das ist, wie ein Hund dasitzt und schreibt.

Dennoch wählte ich, wenn dies meine letzte Geschichte wäre, für sie die Sicht eines Hundes! Mag man sich überlegen, wie die Sicht sei auf einen Hund, wenn er nicht schreibt, weil er nicht will. Er kläfft und schnuppert hinaus, als wartete er seit langem schon zornig auf Antwort. Oft läuft herum, fällt um und leckt sich das Glied. Dann schläft er ein.

Das ist, wie ein Hund gesehen wird.

Und trotzdem bin ich dafür, daß diese Geschichte, wäre sie meine letzte, die eines Hundes sei! Tiefer muss man schauen, was erlebt ein Hund! Seine Kindheit ist bequem, ihm wächst ein Bart. Zumeist wird er verkauft. Man gibt ihm Pansen oder haut ihm eine rein. Beides kümmert ihn kaum: Friedlich zerkaut er Holz.

Das ist, was ein Hund erlebt.

So soll denn ein Hund meine letzte Geschichte erzählen! Denn ich kann nicht mehr, und ein Hund hat Kondition. Er hört keine Scheißmusik und lebt gesund. Und vor allem (was wir alle nicht bedacht haben): Ein Hund frisst sein Gekotztes wieder auf.

Das ist, was ich mir ausgedacht habe.
»Einige würden auch nach der Sonne schlagen, wenn sie sie beleidigte.«

(Herman Melville)

Allblau Überwal

Unter Euch
Unter Wasser
Sprecht zarter
Ich höre
So dumpf
Bade müde
Werde blau
Überall blau
All überblau
Wächst ein Loch
Mir im Nacken
Tauche auf
Atme aus
Ein Regen
Auf Euch
Von Tränen
Von der Zeit
Unter Wasser
Unter Euch.
»Du stirbst nicht«, sagte er. »Und wenn du stirbst, dann bringe ich dich um.«
»Man never has what he wants, because what he wants is everything.«

(C.F. Ramuz)

02.08.2010

Text ohne Wirkung

Im Sommer nahm man jenen Schlot nicht wahr. Und wenn: Dann fand man ihn lächerlich, disgusting!

Was soll der Schlot da inmitten von Grün, fragte man sich: Warum heizt der denn, oder räuchert er Fisch? Wo es doch warm ist.

Doch im Winter bekam er Macht, fand einjeder ihn in seinem Blick, stand er dort und rauchte keinen Himmel hinauf, und es war, als käme der Winter nur aus ihm.

Ein Vogel flog den Winter zurück und landete auf dem Schlot. Das war majestätisch, nur ein einfühlsamer Pilot hätte Zeuge sein können.

Der Vogel war denkbar zart, und industrieller Rauch wehte ihm entgegen. Zwei Minuten später starb er und fiel in den Schlot.