01.09.2010

Der Mann und die Frau

Ich kam mit einem Mann in das Haus, das diesem Mann gehörte. Der Mann hatte die Tür geöffnet, mich dann hineingebeten. Dort stand ich und betrachtete Bücher in einem Schrank. Der Mann hatte sich entfernt und war verschwunden in den Zimmern des Hauses, in dem ich niemals zuvor gewesen war. Ich hörte ihn lärmen.

Ich kannte ihn kurz, ich hatte ihn eben auf dem Weg zum dritten Mal getroffen. Er war mir nicht sympathisch. Er war ein mir nicht sympathischer Mann. Ich war nun in einem mir nicht sympathischen Zimmer.

Es öffnete sich die Tür des Zimmers nebenan, und eine Frau trat heraus. Schon kam der Mann herbei und begrüßte die Frau, er berührte die Frau. Die Frau und ich machten einander bekannt. Der Mann erzählte mir eine Geschichte über sich und die Frau. Die Frau lachte. Der Mann lärmte. Die ganze Zeit berührte er die Frau. Die Frau lachte.

Später, ohne dass ich noch weiß, was genau bis dahin geschah, aber mich doch erinnere, dass sie noch einige Male lachte, bat die Frau den Mann, ihr etwas aus dem Laden zu holen. Der Mann lachte und ging fort. Die Frau erzählte mir eine Geschichte über sich und den Mann und lachte, bis sie sah, dass ich sah, dass sie lachte. Einen Moment standen wir stumm. Ich betrachtete Bücher in einem Schrank.

Dann läutete das Telefon. Die Frau ging in das Zimmer, in dem das Telefon stand. Ich beobachtete noch immer Bücher in einem Schrank. Und ich vergaß, mir zu merken, wieviel Zeit verging.

Etwas verging.

Soviel weiß ich doch, dass etwas verging, bis ich die Frau ganz leis weinen hörte. Sie sprach noch immer am Telefon und weinte leis dabei. Wie sie weinte, das klang wie ein Lied in meinen Ohren. Schon damals dachte ich, wie sie weint, das klingt wie ein Lied, dachte, ich finde das Lied sehr schön. Und ich vergaß wieder, mir zu merken, wieviel Zeit verging.

Da kam der Mann von draußen rein. Er kam auf mich zu, und gleich darauf hörten wir, dass die Frau auflegte. Nun hörte auch der Mann die Frau leis weinen. Er blickte. Ich sah den Mann sich anspannen, sah, wie sein Gesicht zu beben begann. Er blickte und ich hörte, dass auch er zu weinen anfing. Ging er dann hinüber zu ihr? Ich weiß nicht mehr und weiß doch noch: Ich beobachtete Bücher in einem Schrank.

Ich war in einem mir nicht sympathischen Zimmer. Der Mann und die Frau. Beide weinten leis, weinten leis und weinten und hörten dann nicht wieder auf.