24.02.2010

Philoktet 2010

Seht das Huhn mit dem Geschwür am Fuß! Seht, wie es sich wundert, als der Fuß zu pochen beginnt, wie es stutzt, hört, wie es gurrt!

Am nächsten Tag klebt schon der Sand am Geschwür, am Fuß, versucht das Huhn, daran zu picken. Doch es ekelt sich, wendet sich ab und denkt an Körner.

Tags darauf kann es nur noch an das Geschwür denken. Es sticht und brennt, es erfüllt nun ganz und gar die Welt des Huhns. Hört den stummen Schrei des Huhns!

Jeder Schritt zur Wasserstelle unsäglicher Schmerz, am vierten Tag trinkt das Huhn nicht mehr. Es fällt ein, es schrumpft, nur das Geschwür wächst weiter. Wächst weiter über Nacht, wenn das Huhn wahnsinnig dasteht mit feuchten Augen und hustet.

Morgens dann ist das ganze Huhn entzündet. Seht das Geschwür! Es ist fast halb so groß wie das Huhn. Es gibt keine Hoffnung mehr. Das Huhn bibbert. Selbst das Geschwür möchte sterben.

Heute liegt das Huhn im Staub. Seht, es ist tot! In der Nacht ist es gestorben, zehn Minuten nach ihm das Geschwür. Und nun liegt es da mit einem doch recht jugendlichen Gesicht.