10.07.2010

Der Mann, der in den Norden ging, um sich mit dem Wels zu messen

Der Mann stand auf dem Steg. Eine Zigarette in seinem Mund beleuchtete sein Gesicht ein wenig. Der Mond über ihm beleuchtete den See ein wenig. Das Funkeln stellst Du Dir lieber selber vor. Wissen musst Du: Es gab nichts, woran der Mann zurückdachte.

Es plätscherte, dass er sich daran gewöhnte. Es kam ihm bald so vor, als wäre da überhaupt kein Geräusch. Im stillsten aller Momente wünschte er sich, eine harte Gitarrenmusik zu hören.

Der Wels stand schweigend.

Der Mann ließ sich auf dem Steg nieder und probierte das Wasser. Es hatte an die achtzehn Grad. Der Mann streifte sich seine Kleider vom Leib und sprang vom Steg. Der Mond über ihm beleuchtete ihn ein wenig. Was aus der Zigarette wurde ist unin-teressant.

Der schwere Körper des Mannes verdrängte viel Wasser, es spritzte, es herrschte Chaos. Der Mann selbst fand, dass er glitt. Unter Wasser war es dunkel. Wo Wasser doch durchsichtig ist, man müsste es erforschen!

Der Wels stand schauend.

Der Mann schwamm einige Züge, verkrampft von Kälte. Er wollte klar denken, doch er fror zu sehr. Sein Bad kam ihm allmählich peinlich vor. Voller Ehrgeiz wuchtete er sich im Wasser voran. Es war eine Anstrengung. Wie etwas Eingelegtes schwamm er weiß dahin. Ein nächtlicher Vogel sah seinen Popo.

Unnütze Gedanken kamen dem Mann: Wie tief der See wohl sei. Wer darin sei außer ihm. Antworten begannen ihn zu beklemmen. Ja: Er bekam Angst, der Mann. Ganz viel mit einem Mal.

Der Wels stand wissend.

Der Mann versuchte zu relaxen. Er wand sich auf den Rücken. Das immerzu kühlende Wasser umspielte seinen Nacken. Er betrachtete seine Kielwelle. Paddelnd trieb er so, da kam die Angst wieder. Eilig kraulte er heim. Der Steg war fern, er sah ihn kaum. Verfolgte ihn jemand? Es kitzelte, es zog im Fuß. Rudernd griffen seine Hände ins Wasser. Ein Graus, sich umzuschauen. Keine Zeit, voranzuspähen. Nie war der Mann so schnell geschwommen.

Der Wels erhob sich drohend.

Der Wels stieg auf in tiefe Schwärze. Der aufgewirbelte Sand fiel traurig zurück. Eben noch schlafende Fischlein stoben erschüttert davon. Eines war in seinem stumm rülpsenden Schlund des Todes. Kein Ballast für den Wels: Er glitt voran, immerzu voran.

Er erreichte das Restlicht. Es beglitzerte den Strang aus Muskeln, der er war. Langsam lenkte er zur Oberfläche. Er beschleunigte mit großer Flosse. Er brach durch in den Himmel.

Der Mann schwamm schreiend.

Ochsenhaft raste der Wels auf ihn zu. Er wurde schwach. Er wurde blind. Er zappelte hysterisch. Der Steg verschwand. Der Wels wuchs. Wahrscheinlich umzuckten ihn Blitze. Der Mann krauchte nur noch. Er konnte sich nicht einmal mehr selbst ertränken.

Als der Kopf des Welses wie ein riesiger Boxhandschuh vor ihm prangte, war der Mann schon wahnsinnig geworden. Zahnlos schnappte der Wels zu. Er schmiss seinen Körper herum.

Blutend schwamm der Penis mit ihm in die Tiefe.

Ahoi!