23.05.2011
Sie gehen so traurig, sie gehen nach Hause, über Ampeln, die rot werden, grün, dann wieder rot, sie gehen, sie gehen, wohin? Was ist Zeit? Zeit zu sterben, doch sie sterben nicht. Was ist das Ziel? Wozu das alles? Wo sind sie? Wo sind die anderen? Wo ist die staubige Hose? Die abgewetzten Schuhe? Der Schuster? Der Metzger? Wozu all die Arbeit? Die Häuser, die zerstörten, die wieder aufgebauten, die wieder zerstörten Häuser. Wo sind die Tänze, die Musik? Wo ist Amerika? Die Schokolade, die Brause? Wo sind die Nachmittage? Wo sind die Sommer? Wo sind die Kinder? Die Kinder, die alt wurden, die Kinder, die starben? Wo ist Günther? Ilse, Hartmut? Sie gehen, sie gehen weiter. Wo entlang? Da ist der Baum, der Friedhof. Warum leben sie noch? Warum gehen sie noch? Sie gehen, gehen so traurig, gehen fort, für Jahre, hin und her, fort, doch wo geht es hinaus? Wie geht es ihnen? Es muss, es muss. Grüße. An wen? Wer wartet zu Hause? Wer teilt die immer gleiche Suppe? Rüben, Kartoffeln, Salz und Wasser, sie haben nur einen Teller. Lohnt es sich noch? Die Uhr, der Kalender. Wie spät ist es? Wer wird noch kommen? Wer ist noch da? Der Tod, die Zähne im Glas. Warum wussten die anderen, wo es hinaus geht? Sie denken an sie, nachts, auf dem immer gleichen Kissen, in den immer gleichen Geschichten, dann lachen sie stumm in die Nacht hinein, die linke Seite ist leer, so lange schon. Das Laken ist glatt. Im Zimmer nebenan steht noch das Spielzeug. Die anderen wussten, wo es hinaus geht. Wann war damals? Wann wird wieder damals sein? Gute Nacht, niemand. Morgen gehen sie wieder. Sie gehen, sie gehen, sie gehen hin und her und so lange fort. Der Baum, der Friedhof. Jetzt regnet es. Wie oft hat es schon geregnet? Rüben, Kartoffeln, Salz und Wasser. der Kalender, die Uhr. Wie lange noch? Wo geht es hinaus? Sie gehen, für Jahre. Sie gehen so traurig. Und irgendwann sind sie weg und alles andere auch.