18.06.2011

»Onkel Georg hat so geschrien«, sagte das Mädchen. Es saß vorn im Fahrradkörbchen, die linke Gesichtshälfte noch verbunden, auf dem Rückweg vom Krankenhaus zurück aufs Dorf. Sechs Wochen war es her, dass Banditen ihm, dem vierjährigen Mädchen, eine Pistole an die Schläfe gehalten und abgedrückt hatten. Es sollte den Mord nicht bezeugen können, den Mord an seiner Mutter, seiner Großmutter und an Onkel Georg, dem großen, starken Mann, der schreiend um Gnade gebettelt hatte. »Onkel Georg hat so geschrien,« sagte das Mädchen, und ihre Tante, die nun ihre Mutter war, krallte sich am Fahrradlenker fest, um nicht einfach loszulassen und sich in den Graben fallen zu lassen. Die Sonne schien prächtig an diesem Tag im August. Das Mädchen hatte nur noch ein Auge. So beginnt die Geschichte meiner Familie.