24.01.2012

Wenigstens einmal am Tag

Das Kind sagte, es habe keine Lust. Wozu, das hatte der Vater in diesem Moment bereits vergessen.
Bei ihm selbst, dachte er, saß die Unlust schräg über der linken Augenbraue. Und er rieb sich diese Stelle mit so viel Druck, dass sie noch Stunden danach gerötet war. Dort also saß sie, ein kleiner, trüber Mond, der ihn bis an den Rand der Kapitulation ermüdete, wenigstens einmal am Tag.
Wenn er diese Unlust nur hätte herausoperieren können, mit diesem Messer aus der Küchenschublade, dachte er, oder wenigstens lahmlegen, indem er sich gezielt den Kopf stieß, hier, an dieser Tischkante, und sei es, dass er dabei bewusstlos würde.
Ach. Aber dazu hatte er, wie zu vielem anderen, keine Lust.
Er blieb lieber hier stehen, sah zu, wie das Kind nun einen Ball gegen eine Wand trat, und wünschte, dass es nie mehr damit aufhören würde.