»Never say anything that doesn't improve on silence.«
(Richard Yates)
28.11.2011
27.11.2011
Teneriffa 2
Sie entzogen das Zicklein der Mutter, damit sein Schreien ihren Gott erweiche. Doch der ließ es verhungern, aus Langeweile.
Teneriffa 1
Die Hunde waren schneller,
als die Menschen
ihre Glocken läuten konnten.
Sie bellten, Hunderte,
Tausende, alle:
Die Welt, sie ging unter.
Welche Freude,
sie ging unter
an einem Samstag.
als die Menschen
ihre Glocken läuten konnten.
Sie bellten, Hunderte,
Tausende, alle:
Die Welt, sie ging unter.
Welche Freude,
sie ging unter
an einem Samstag.
16.11.2011
13.11.2011
12.11.2011
Ossenbeck
Auf dem Fest tanzt das Mädchen den Kummer herbei und ahnt es noch nicht. Mit ihm wird es einmal leben, später. Das Fest, der Tanz, sie selbst: Es wird nichts besser gewesen sein. Bloß früher.
Heede
Das Dach schläft wie ein Schmerz
im grauen Licht der vorletzten Nacht.
Darauf fragt eine Taube nach dir.
Kannst du die Schrift überhaupt
noch sehen?
im grauen Licht der vorletzten Nacht.
Darauf fragt eine Taube nach dir.
Kannst du die Schrift überhaupt
noch sehen?
11.11.2011
Günther
1
Im Freibad von Stettin
gab es vier Becken, fünfzig Meter lang,
und einen Sprungturm, sagt Günther,
zehn Meter hoch.
Wir gingen da gern hin,
als Kinder, ins Freibad.
So gern.
Aber dann kam der Krieg,
und alles wurde zehn Pfennig teurer.
2
Sein Vater war Dachdecker,
die Dächer waren aus Pappe.
Als die Bomben fielen, brannten die Dächer.
Wie Pappe, sagt Günther.
Nichts war mehr da.
Nix, sagt Günther.
Nur Asche.
Man vermisst es ja doch.
Ganz vergessen is nich drinne.
3
Die Knie kaputt geschossen,
als Soldat, mit 16,
den Arm, Splitter hat er im Kopf,
noch immer, sagt Günther.
Die Knie tun weh.
manchmal der Kopf,
wenn das Wetter sich ändert.
Alles für diesen Verrückten, sagt Günther.
Alles fürn Arsch.
4
Zwei Jahre Gefangenschaft,
in Frankreich,
zum Glück nicht beim Russen, sagt Günther.
Dann kam er heim.
Er ging die Straße entlang,
auf der einen Seite, auf der anderen
kam ihm die Schwester entgegen.
Wat ne Freude, sagt Günther.
Dann sah er die russischen Panzer.
5
Günther machte Mittagspause,
da kam ein Anruf.
Er spülte das Geschirr ab
und stellte es beiseite.
Min Mudder gehts schlecht,
sagte Günther zum Kollegen
und fuhr hin.
Als er ankam,
war sie tot.
6
Vier Söhne hat er.
Der Stamm der Eiche war so,
als sie geboren wurden, sagt Günther.
Jetzt ist er so.
Drei sind fortgezogen
zwei davon weit.
Olpe, Beeskow, wo eben Arbeet is, sagt Günther.
Und einen, den Jüngsten, sagt Günther,
haben die Mestasen aufgefressen.
7
Min Fruu konnt nix mehr essen.
Wat mitn Magen, sagt Günther.
Als sie merkte, dass der Tod kommt,
zeigte sie ihm, wie man Bettlaken wäscht.
Sie kam ins Krankenhaus.
Aber da, sagt Günther,
konnten sie ihr auch nicht mehr helfen.
Der eine geht früh, der andere spät.
Es is nich anners.
8
Als die Fruu tot war,
kochte er sein Essen selbst.
Rührei, Kartoffelbrei,
sonntags Tomatensalat.
Als der Pfeffer aufgebraucht war,
rief er die Volkssolidarität an
und bestellte Essen auf Rädern.
Alleene sein, sagt Günther,
is beschissen.
9
Der Hausbesitzer hat gefragt,
ob er nicht ins Heim ziehen will.
Zehn Betten für Touristen
passen in Günthers Wohnung.
Er hat auch die Weiden gefällt
vor dem Haus, sagt Günther,
aber die schlagen wieder aus.
Günther ist sechsundachtzig Jahre alt
und will hundert werden.
10
Die Kumpels sind weg, die Kollegen,
die Söhne, min Fruu.
Man kommt nich mehr zusamm,
sagt Günther, alle sind wech.
Laub, Stille, Milch.
Er wird sich nie mehr fragen,
was die Mehrzahl von irgendwas ist.
Dunkelheit, Durst,
Günther.
Im Freibad von Stettin
gab es vier Becken, fünfzig Meter lang,
und einen Sprungturm, sagt Günther,
zehn Meter hoch.
Wir gingen da gern hin,
als Kinder, ins Freibad.
So gern.
Aber dann kam der Krieg,
und alles wurde zehn Pfennig teurer.
2
Sein Vater war Dachdecker,
die Dächer waren aus Pappe.
Als die Bomben fielen, brannten die Dächer.
Wie Pappe, sagt Günther.
Nichts war mehr da.
Nix, sagt Günther.
Nur Asche.
Man vermisst es ja doch.
Ganz vergessen is nich drinne.
3
Die Knie kaputt geschossen,
als Soldat, mit 16,
den Arm, Splitter hat er im Kopf,
noch immer, sagt Günther.
Die Knie tun weh.
manchmal der Kopf,
wenn das Wetter sich ändert.
Alles für diesen Verrückten, sagt Günther.
Alles fürn Arsch.
4
Zwei Jahre Gefangenschaft,
in Frankreich,
zum Glück nicht beim Russen, sagt Günther.
Dann kam er heim.
Er ging die Straße entlang,
auf der einen Seite, auf der anderen
kam ihm die Schwester entgegen.
Wat ne Freude, sagt Günther.
Dann sah er die russischen Panzer.
5
Günther machte Mittagspause,
da kam ein Anruf.
Er spülte das Geschirr ab
und stellte es beiseite.
Min Mudder gehts schlecht,
sagte Günther zum Kollegen
und fuhr hin.
Als er ankam,
war sie tot.
6
Vier Söhne hat er.
Der Stamm der Eiche war so,
als sie geboren wurden, sagt Günther.
Jetzt ist er so.
Drei sind fortgezogen
zwei davon weit.
Olpe, Beeskow, wo eben Arbeet is, sagt Günther.
Und einen, den Jüngsten, sagt Günther,
haben die Mestasen aufgefressen.
7
Min Fruu konnt nix mehr essen.
Wat mitn Magen, sagt Günther.
Als sie merkte, dass der Tod kommt,
zeigte sie ihm, wie man Bettlaken wäscht.
Sie kam ins Krankenhaus.
Aber da, sagt Günther,
konnten sie ihr auch nicht mehr helfen.
Der eine geht früh, der andere spät.
Es is nich anners.
8
Als die Fruu tot war,
kochte er sein Essen selbst.
Rührei, Kartoffelbrei,
sonntags Tomatensalat.
Als der Pfeffer aufgebraucht war,
rief er die Volkssolidarität an
und bestellte Essen auf Rädern.
Alleene sein, sagt Günther,
is beschissen.
9
Der Hausbesitzer hat gefragt,
ob er nicht ins Heim ziehen will.
Zehn Betten für Touristen
passen in Günthers Wohnung.
Er hat auch die Weiden gefällt
vor dem Haus, sagt Günther,
aber die schlagen wieder aus.
Günther ist sechsundachtzig Jahre alt
und will hundert werden.
10
Die Kumpels sind weg, die Kollegen,
die Söhne, min Fruu.
Man kommt nich mehr zusamm,
sagt Günther, alle sind wech.
Laub, Stille, Milch.
Er wird sich nie mehr fragen,
was die Mehrzahl von irgendwas ist.
Dunkelheit, Durst,
Günther.
10.11.2011
07.11.2011
06.11.2011
Zoologie der Ereignisse
Der Mann
steht auf dem Feld.
Dann kommt die Krankheit.
Langsam wie ein Trecker.
Der Geier
wartet schon so lang.
Jetzt blickt er auf die Uhr.
Sie geht rückwärts.
Das Polizeipferd
stürzt auf die Straße.
Es hat sich erschreckt
vor einem Fahrrad.
steht auf dem Feld.
Dann kommt die Krankheit.
Langsam wie ein Trecker.
Der Geier
wartet schon so lang.
Jetzt blickt er auf die Uhr.
Sie geht rückwärts.
Das Polizeipferd
stürzt auf die Straße.
Es hat sich erschreckt
vor einem Fahrrad.
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