Das metallene Herz
weiß nicht, was es denken soll.
27.09.2011
So untergehen
Der schon Verwahrloste bemerkt an sich selbst die sein Leben hindurch immer noch voranschreitende Verwahrlosung. Er ekelt sich, fühlt die Steife seiner Haare, sieht die zugleich tatzen- wie krallenhaft werdenden Hände, er riecht den Geruch, der zunimmt wie die Gewöhnung an das Schlafen in halbfeuchten Pfützen und das Fressen von Zigaretten.
Er findet sich ab mit dem gleichermaßen jetzigen wie unentrinnbaren Leben. Doch der Ekel vor sich selbst bleibt in ihm, gemahnt an etwas Früheres, lange Zeit Zurückliegendes, Besseres und für immer Vergangenes, ein Ekel ist es, eine Sehnsucht nach sich selbst als Knaben, duftend nach Sonne und Haut und ein bisschen Restschlaf in einem Bettchen.
Er findet sich ab mit dem gleichermaßen jetzigen wie unentrinnbaren Leben. Doch der Ekel vor sich selbst bleibt in ihm, gemahnt an etwas Früheres, lange Zeit Zurückliegendes, Besseres und für immer Vergangenes, ein Ekel ist es, eine Sehnsucht nach sich selbst als Knaben, duftend nach Sonne und Haut und ein bisschen Restschlaf in einem Bettchen.
25.09.2011
Über die Situation, über den Bahnsteig, über sich selbst und ihn
Durch den Tunnel, der gelb leuchtete im Schein seiner eigenen Lampen, ein paar Stufen hinauf auf den Bahnsteig gingen zwei Menschen im Gespräch. Es drehte sich um den Abend, der nun zurücklag. Es habe gestimmt zwischen ihnen, das sagte er, und sie nickte, ganz so, als wenn sie es wirklich meinte.
Noch hielt er ein Stück Gepäck in der Hand. Doch beide wussten, dass der Zug einfahren, sie allein einsteigen und das Stück Gepäck dann an sich nehmen würde. Der Zug würde anfahren, bald, bald, endlich davonfahren. »Man kann mit einem Satz nicht sagen, was man mit einem Satz nicht sagen kann«, dachte er.
Ein dunkler Zug rauschte heran, zu schnell, um zu halten. So schnell raste er am Gleis, an ihm und ihr vorüber, so dunkel, dass er Angst verspürte. Sie sah dem Zug nach. Kühn stand sie da im zerzausenden Fahrtwind, als bestünde sie aus einer erlauchten Substanz. Das wusste sie auch und war plötzlich ein wenig erhaben über die Situation, den Bahnsteig, über sich selbst und ihn.
Sie ahnte früh, dass ihr Zug nun kommen würde. Sie öffnete ihre Arme, er schlüpfte hinein. Dort ahnte auch er: Der Zug würde kommen. Von fern nahten riesige Lampen, nahte der Zug. Er schmuste sie. Sie sah dem Zug entgegen.
Dann lösten sie sich von einander. Schon stand sie im Zug. Er sah die Türen sich schließen. Er winkte, der Zug fuhr an und langsam schneller und davon.
Aus dem sich entfernenden Fenster sah sie, wie er sich zum Gehen wandte, und sah gerade noch, wie er zu humpeln begann, das eine Bein ganz steif setzte und dann umfiel wie ein Stuhl.
»Wie ein Stuhl ist er umgefallen«, dachte sie, und rasch, hinter Mantelschößen lächelnd, schlief sie ein.
Noch hielt er ein Stück Gepäck in der Hand. Doch beide wussten, dass der Zug einfahren, sie allein einsteigen und das Stück Gepäck dann an sich nehmen würde. Der Zug würde anfahren, bald, bald, endlich davonfahren. »Man kann mit einem Satz nicht sagen, was man mit einem Satz nicht sagen kann«, dachte er.
Ein dunkler Zug rauschte heran, zu schnell, um zu halten. So schnell raste er am Gleis, an ihm und ihr vorüber, so dunkel, dass er Angst verspürte. Sie sah dem Zug nach. Kühn stand sie da im zerzausenden Fahrtwind, als bestünde sie aus einer erlauchten Substanz. Das wusste sie auch und war plötzlich ein wenig erhaben über die Situation, den Bahnsteig, über sich selbst und ihn.
Sie ahnte früh, dass ihr Zug nun kommen würde. Sie öffnete ihre Arme, er schlüpfte hinein. Dort ahnte auch er: Der Zug würde kommen. Von fern nahten riesige Lampen, nahte der Zug. Er schmuste sie. Sie sah dem Zug entgegen.
Dann lösten sie sich von einander. Schon stand sie im Zug. Er sah die Türen sich schließen. Er winkte, der Zug fuhr an und langsam schneller und davon.
Aus dem sich entfernenden Fenster sah sie, wie er sich zum Gehen wandte, und sah gerade noch, wie er zu humpeln begann, das eine Bein ganz steif setzte und dann umfiel wie ein Stuhl.
»Wie ein Stuhl ist er umgefallen«, dachte sie, und rasch, hinter Mantelschößen lächelnd, schlief sie ein.
22.09.2011
Mein Haus ist dein Haus
Die Herren, die Harmlosen
Die Starken, die Müden
Die Glücklichen, die Betrübten
Die Entsetzlichen, die Gütigen
Die Geborenen, die Sterbenden
Leben allesamt in Häusern
unter denen
die Ratten
immer nur Ratten sind.
Die Starken, die Müden
Die Glücklichen, die Betrübten
Die Entsetzlichen, die Gütigen
Die Geborenen, die Sterbenden
Leben allesamt in Häusern
unter denen
die Ratten
immer nur Ratten sind.
19.09.2011
18.09.2011
14.09.2011
Wunsch, Indianer zu werden
»Wenn man doch ein Indianer wäre, gleich bereit, und auf dem rennenden Pferde, schief in der Luft, immer wieder kurz erzitterte über dem zitternden Boden, bis man die Sporen ließ, denn es gab keine Sporen, bis man die Zügel wegwarf, denn es gab keine Zügel, und kaum das Land vor sich als glatt gemähte Heide sah, schon ohne Pferdehals und Pferdekopf.«
(Franz Kafka)
(Franz Kafka)
11.09.2011
Eberhard
Ick jeh nich badn. Nee!
Wenn die dit zu Hause mitkriejn,
is der Teufel los.
Eima war ick badn: dahintn!
Zu DDR-Zeiten noch.
Da wär ick fas'...
Jetz' hängt da n Schild:
»Hunde - Badn vabotn!«
Wenn die dit zu Hause mitkriejn,
is der Teufel los.
Eima war ick badn: dahintn!
Zu DDR-Zeiten noch.
Da wär ick fas'...
Jetz' hängt da n Schild:
»Hunde - Badn vabotn!«
11. September 2001
»Zwei böse Flugzeuge sind in Teile zerbrochen.«
(Kind aus New York, damals vier Jahre alt)
(Kind aus New York, damals vier Jahre alt)
10.09.2011
04.09.2011
01.09.2011
The Act
There were the roses, in the rain.
Don’t cut them, I pleaded.
They won’t last, she said.
But they’re so beautiful where they are.
Agh, we were all beautiful once, she said,
and cut them and gave them to me in my hand.
(William Carlos Williams)
Don’t cut them, I pleaded.
They won’t last, she said.
But they’re so beautiful where they are.
Agh, we were all beautiful once, she said,
and cut them and gave them to me in my hand.
(William Carlos Williams)
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