»There is no answer. It's okay.«
(Raymond Carver)
29.05.2012
Gehet hin im Frieden des Herrn
Die Kakteen auf dem Sims, die Gardinen, die Katzen aus Porzellan: Diese Fenster sind zum Gaffen gemacht. Dahinter stehen die Leute wie Kühe im Nebel, doch die Straße davor ist leer, seit um halb elf am Morgen der Wagen hinaus ins Moor gefahren ist. Wo bleibt er denn? Was macht er da? Wann kehrt er um? Der Dorfpastor streichelt die Katzen und denkt über die Erlösung nach, für seine Predigt am Sonntag in einer leeren Kirche.
26.05.2012
Im Hospiz
Die Großmutter kann nicht sterben: Sie versteckt sich vor der Friedofskapelle, die hinter den Tannen lauert wie ein Kriegsschiff.
25.05.2012
Trockenes Pfingsten
Sie habe die Stiefmütterchen heute Morgen gegossen, sagt die Witwe, und jetzt, am Abend, ließen sie schon wieder die Köpfe hängen. Auf dem Grab liegt eine Tonscherbe mit der Aufschrift DU FEHLST. Was wir brauchen, sagt die Witwe, ist Regen.
24.05.2012
22.05.2012
20.05.2012
18.05.2012
Erich II
Erich hatte das Wettessen in der Stadt gewonnen, weit vor allen anderen. »Denen habe ich aber mal gezeigt«, sagte er, als er zurück im Dorf war, »was Hunger ist.«
17.05.2012
16.05.2012
14.05.2012
09.05.2012
07.05.2012
06.05.2012
05.05.2012
Neben der Straße, auf einer Wiese
Der Junge weint, bis er hustet, das Gesicht wird rötlich, dann rot, eine Fratze, die vor allen, die sie sehen, die Augen verschließt.
Sein Bruder, der ihn erst geschlagen hat und jetzt von hinten hält, kann ihn nicht trösten, nur vom Dahinsinken abhalten.
Denn er weint ja nicht vor Schmerz, er weint, weil er weiß, dass die Kindheit vorüber sein wird, sobald er die Augen öffnet, und damit das einzige, was er zu kennen meinte: sein Leben.
Der junge Prinz John soll ein Kind mit einem sehr lieben Charakter gewesen sein, das offen auf seine Mitmenschen zuging.
Prinz John litt seit seinem vierten Lebensjahr an Epilepsie und Autismus. Prinz John wurde deshalb aus der Familie entfernt. Seinen Geschwistern war es verboten, in der Öffentlichkeit von ihm zu sprechen, oder auch nur mit dem jüngeren Bruder zu spielen. Sie nannten John meist nur »das Monsterkind«.
Seit 1917 lebte John mit seinem Kammerdiener und seiner geliebten Nanny »Lalla« auf der Wood Farm in Wolferton, Norfolk, einer Besitzung, die zum königlichen Gut Sandringham gehört. Er starb dort am 18. Januar 1919 im Schlaf.
»Ich seh das jetzt immer noch, wenn ich hier herumfahre, dann seh ich die kleinen Jungen am Bahnhofsrestaurant, und der Vater schaut schon auf die Uhr. Die Zeit zwischen Weihnachten und Ostern ist die schlimmste und kälteste. Keine Ferien. Das dauert sehr lang. Es ist dunkel, und das geht auf einen über.«
(Peter Handke)
(Peter Handke)
03.05.2012
02.05.2012
Tod am Unfallort
Der Fuchs im Scheinwerferlicht, eines Nachts im Frühsommer. Wird er jetzt überfahren? Er schaut. Er wartet. Es ist ihm egal. Es ist das einfache Ende einer einfachen Geschichte. Wer wollte sie erzählen? Er nicht.
Abonnieren
Posts (Atom)